Portal i Tanca Finca Miralles
Entstehung
1901 - 1902
Adresse
Passeig de Manuel Girona, 55 - 57, Barcelona
Im architektonischen Schaffen Gaudís stellen das Eingangstor und die Ummauerung der Finca Miralles zwar nur ein kleineres Projekt dar, ihre Bedeutung insgesamt aber darf in keiner Weise übersehen werden. Viele Einzelelemente sind bis auf unsere Tage erhalten geblieben und erlauben einen umfassenden Überblick über die technischen und stilistischen Lösungen, die Gaudí zur Krönung eines jeden seiner Werke zu nutzen wusste.
Der Auftrag kam in diesem Fall vom Unternehmer Ermenegild Miralles, einem guten Freund von Gaudís großem Förderer Eusebi Güell. Gegenstand des Projekts war der Bau der Privatresidenz der Familie auf dem von Miralles kurz zuvor in Sarrià erworbenen Anwesen. Das Gebäude selbst wurde schließlich vom Architekten Domènec Sugrañes errichtet, während Gaudí sich auf den Entwurf des großen Eingangstors und der Ummauerung des Grundstücks beschränkte.
EINE WELLENFÖRMIGE MAUER
Was an diesem Projekt am meisten auffällt, ist das wellenförmige Profil des noch erhaltenen Mauerabschnitts. Die Mauer besteht aus gemörteltem und mit weißen Mosaiksteinchen verziertem Stein und wird von einem Metallgitter mit aufgesetzten Stacheln gekrönt, das seiner Form nach an ein Fischernetz erinnert. Dieser Metallaufsatz unterstreicht die gewellte Gestaltung der umlaufenden Mauer und verleiht ihr eine ganz besondere Dynamik.
Die Mauer greift mit einem weit geschwungenen gelappten Bogen über die Pforte hinweg, unter der sich zwei ebenfalls kurvig ausgeführte Tore öffnen, das eine für die Kutschen, das andere für Personen zu Fuß. Beide Zugänge sind hier wie da durch ein großes Vordach mit einer äußerst komplexen Struktur geschützt: ein metallenes Gerüst trägt ein Balkenwerk aus Querträgern zur Befestigung von Faserzementplatten, die in ihrer Ausformung an einen Schildkrötenpanzer erinnern. Diese beiden großformatigen Schirme dienen als Sonnenschutz und wurden von Gaudí speziell für dieses Tor entworfen.
EXPERIMENTE IN DER FABRIK
Wie jeder gute Erfinder hatte auch Gaudí Spaß am Experimentieren, und der Maschinenpark der Fabrik seines Auftraggebers Miralles bot sich ihm diesbezüglich als ein idealer Prüfstand an. Die vorhandenen Pressen etwa nutzte Gaudí zur Bestimmung der Festigkeit der verschiedensten Materialien für seine laufenden Projekte, darunter speziell auch für die Casa Milà. Architekt und Unternehmer arbeiteten darüber hinaus auch bei anderen Vorhaben zusammen, so etwa bei der Gestaltung des Rauchsalons der Casa Vicens oder der dekorativen Ausgestaltung der Bar Torino (Gran Via Ecke Passeig de Gràcia), all dies Arbeiten, deren Budget weit unter dem lag, was damals bei Gaudí als normal gelten durfte. Und doch krönte er seine Arbeit mit zwei herausragenden Beispielen für seine unvergleichliche Kunstfertigkeit bei der Verwendung von Schmiedeeisen: mit dem Gitter an der Tür für Fußgänger und beim klassischen vierarmigen Kreuz in dreidimensionaler Ausfertigung. Das Kreuz, das heute hier zu sehen ist, ist eine Nachbildung; das Original befindet sich im Museum-Gaudí-Haus im Park Güell.
In formeller Hinsicht nimmt die Sprache dieses Werks Bezug auf andere, weniger bekannte Projekte des Architekten. Erinnert werden kann in diesem Zusammenhang etwa an das Tor der Vögel in Comillas oder an den heute nicht mehr vorhandenen Torzugang zum Anwesen Mateu (bekannt unter der Bezeichnung “La Miranda“) in Llinars del Vallès.
VERÄNDERUNGEN UND RESTAURIERUNG
Betrachtet man damals entstandene Archivfotos, ist es kaum zu verstehen, wie Gaudís Mitarbeiter Sugrañes Jahre später einen ganz konventionellen, zweitürigen Windfang mit zwei Stützpfeilern und zwei seitlichen Gittern in den Durchlass des Haupttors platzieren konnte. Tatsache ist, dass Gaudí bereits eine prächtige Seitentür aus industriemäßig genutzten Metallbändern mit gelapptem Profil für zu Fuß ankommende Personen vorgesehen hatte. Aber, wie dies so oft der Fall zu sein pflegt: Herr Miralles stand größeren Ausgaben eher skeptisch gegenüber.
Im Jahr 2000 wurde das Portal restauriert, wobei zeitgleich auch eine von Joaquim Camps zu Ehren von Gaudí angefertigte Ganzkörperstatue des Architekten eingeweiht wurde. Derzeit bilden die Ummauerung und das Tor den Zugang zu einem Ende der sechziger Jahre bebauten Wohngelände, das aufgrund seiner früheren Nutzung als Straßenbahndepot auch heute noch scherzhaft als „Les Cotxeres“ bezeichnet wird.
ÖFFNUNGSZEITEN
Unter freiem Himmel gelegen.
ÖFFENTLICHE VERKEHRSMITTEL
U-Bahn: L3 - Maria Cristina
Bus: 6, 34, 66, 130, V3, V7
STADTRUNDFAHRTEN:
Bus Turístic: Blaue Route. Palau Reial - Pavellons Güell
Barcelona City Tour: Route West (Haltestelle Pius XII)